Im Sonntagsevangelium haben wir zwei berühmte Gestalten: Marta und Maria. Ich rede gerne vom „Marta-Modus“ und vom „Maria-Modus“. Marta erledigt Dinge und tendiert insgeheim dazu, Jesus dabei zum Objekt ihrer Hilfe zu degradieren, während Maria im kontemplativen Modus ist. Jesu Worte werden im Evangelium gar nicht überliefert, sondern es geht um die Präsenz „zu Füßen des Herrn“, die Freude daran, in seiner Nähe und ganz Ohr zu sein. Das Gesagte kann so auch tiefer in die Seele fallen und seine Kraft entfalten.

Ich denke, wir haben im Alltag beide Modi und brauchen sie. Wenn ich meine To-Do-Liste abarbeite, brauche ich Effektivität und Effizienz. Da bin ich im Erledigen-Modus, im Marta-Modus. Vielleicht habe ich dabei eine kleine Sorge im Hinterkopf, dass ich nicht alles rechtzeitig schaffe, der Druck ist spürbar. Aber das hilft letztlich auch, um die Dinge erledigt zu kriegen. Wenn es aber schlecht läuft, gehe ich dabei über meine Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer Menschen hinweg und entwickle einen Groll wie Marta.

Und dann ist da der kontemplative Modus, der Maria-Modus: diese Zeitpunkte im Tagesverlauf, in denen die Zeit stillsteht. Ich bin ganz bei dem, was ich wahrnehme. Verkoste Freude oder auch Unruhe, Schmerz oder Unsicherheit. Höre auf andere, auf Gott, auf die Schöpfung, auf mich selbst. Und nehme gleichzeitig wahr, was das in mir auslöst. Wenn es schlecht läuft, kann ich aber auch abdriften in eine Flucht vor den konkreten Aufgaben meines Lebens, in eine Pseudo-Ruhe, die mich einschläfert.

In der Ruhe liegt die Kraft? Ja, wenn es nicht die einschläfernde Pseudo-Ruhe ist, die mich von Jesus und von der Wirklichkeit abdriften lässt, wenn es stattdessen die Ruhe des Wahrnehmens ist, wo Gott auf mich wartet. Ein Wahrnehmen, das mich innerlich wach und kraftvoll werden lässt. Was ich dann sage und tue, speist sich aus tieferen Quellen.

Ich wünsche Ihnen eine „ruhige“ Sommerzeit, die Ihnen hilft, Kraft wachsen zu lassen!

Ihr Fabian Moos SJ, Ukama-Zentrum Nürnberg