Zu den beliebten Heiligengestalten in der vorweihnachtlichen Zeit zählt Nikolaus. Die Begegnung mit dem Heiligen wird in Familien und Kindergruppen als ein Fest erlebt.

Als ich Kind war – und das ist schon einige Zeit her – war der Nikolaus meist vom Krampus (Knecht Ruprecht) begleitet. Damit sollte den Kindern Angst gemacht werden, um sie „folgsam“ zu machen. „Warte nur, bis der Krampus kommt!“ war oft ein mahnendes Wort von Müttern und Erzieherinnen, wenn ein Kind nicht brav war. Der Nikolaus mit dem weißen Bart besuchte die Kinder und beschenkte sie – oder tadelte sie wegen Unartigkeiten. Davon ist man abgekommen, Gott sei Dank. Der Erziehungsstil hat sich verändert: Nikolaus bringt heute Geschenke, er ist kein „Kinderschreck“ oder personifizierter „pädagogischer Zeigefinger“ mehr.

Nikolaus & Nächstenliebe

In Österreich, wo ich geboren bin, ist es der Katholischen Jungschar und einer lebensfreundlichen Kinderpastoral zu danken, dass der heilige Nikolaus als ein guter Freund der Kinder gesehen wird. Dieser Heilige steht für gelebte Nächstenliebe: Er setzt sich für Menschen in Not ein. Das Nikolausfest will zeigen, wie Schützen, Helfen und Schenken Gutes bewirken. Wenn mit Kindern das Nikolausfest gestaltet und gefeiert wird, soll auf eine entspannte, freudige Atmosphäre geachtet werden, mit wertschätzendem Wohlwollen.

Nikolaus in unserer säkularen Zeit

Es erstaunt mich zuweilen, wie sich das Gedenken an den Bischof Nikolaus – verbunden mit viel Brauchtum – erhält, auch in einer säkularisierten Umwelt und bei deutlichem Abnehmen der konfessionell-religiösen Praktiken. Allein der Name des Heiligen zaubert auch bei Erwachsenen ein Lächeln auf das Gesicht: Erinnerungen an kindliche Erfahrungen kommen hoch. Unzweifelhaft ist Sankt Nikolaus fester Bestandteil unserer Kultur. Er ist zur Gallionsfigur einer Winterzeit geworden, in der Geschäftstüchtige die Nikolausgestalt zum Logo ihrer Konsuminteressen gemacht haben. Was wird doch alles vor dem Nikolaus-Tag zum Kauf angeboten …

Ich habe einen großen Wunsch an den heiligen Nikolaus: Auf seine Fürsprache möge in vielen Familien, Gemeinschaften, in Kindergärten und Kindergruppen das „Wunder“ geschehen, dass die Feiern und Begegnungen mit dem heiligen Nikolaus bzw. mit seinen Stellvertreterinnen und Stellvertretern in ehrlicher Freude, in bescheidener Einfachheit und mit Gaben, die von Herzen kommen, erfahren werden. Wenn Kinder den heiligen Nikolaus als ihren Freund erleben, von dem sie geschätzt und mit ermutigenden Worten beschenkt werden, dann wird später auch bei ihnen die Erinnerung an ihn ein Lächeln auf ihrem Gesicht hervorrufen.

Ihr Reinhold Ettel SJ, Wien