
16/08/2025 0 Kommentare
Wie Maria vertrauen
Wie Maria vertrauen
# geistliche Impulse/Extrablatt MH

Wie Maria vertrauen
Am 15. August 1534, am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, pilgerte der Theologiestudent Ignatius von Loyola mit sechs weiteren Gefährten auf den Montmartre in Paris. Peter Faber, der schon Priester war, feierte dort die heilige Messe. Nach dem Empfang der Kommunion legte jeder der Gefährten ein Gelübde ab: Den Nächsten geistlich zu helfen und zu diesem Zweck von Venedig aus nach Jerusalem zu pilgern, ohne mehr als das nötige Reisegeld mitzuführen.
Sollte in Venedig innerhalb eines Jahres kein Schiff ablegen oder sollte ein langfristiger Aufenthalt in Jerusalem nicht möglich sein, dann würden die Gefährten, so das Gelübde, nach Rom reisen. Dort würden sie ihre Dienste dem Papst anbieten, der sie zum Heil der Seelen überall hinsenden könnte. Wo die Gefährten also am Ende landen würden, war damals alles andere als gewiss. Und doch glaube ich, dass Neugier und Aufbruchstimmung die Tage in jenem August 1534 prägten.
Auf dem Montmartre wurde damals der Grundstein unseres Ordens gelegt, der später unter dem Namen „Societas Jesu“ gegründet und durch den Papst feierlich bestätigt wurde. Über den Inhalt der Gelübde von Montmartre wissen wir nur aus Berichten der ersten Jesuiten, die viele Jahre später verfasst wurden.
Wir wissen auch nicht, warum sie das Fest Mariä Himmelfahrt, das die Kirche gestern gefeiert hat, für die Gelübde auswählten. Vielleicht war es einfach das einzige große kirchliche Fest in den Semesterferien und bot sich deswegen für den feierlichen Anlass an? Oder gab es doch einen verborgenen geistlichen Sinn?
Im Vertrauen auf Gottes Führung
Auf den ersten Blick scheint es einige Kontraste zwischen den Gelübden und dem Fest Mariä Himmelfahrt zu geben: Hier der Aufbruch, dort die Heimkehr. Hier die Reise ins Ungewisse, dort die Gewissheit der ewigen Gemeinschaft mit Gott im Himmel. Hier die bevorstehende Mühsal, dort die ewige Ruhe. Vielleicht jedoch gehören diese unterschiedlichen Dimensionen zusammen: Wie einst Maria vertrauten sich die Pilger in der festen Hoffnung auf die künftige Herrlichkeit ganz der Führung Gottes an.
Indem wir heute auf Maria schauen und um ihre Fürsprache bitten, können auch wir Kraft schöpfen für unseren jeweiligen Lebensweg. Das Fest Mariä Himmelfahrt kann uns ermutigen, das Ungewisse, das vor uns liegt, mit Neugier und Gottvertrauen anzunehmen. Und wie wir uns nach einer langen Reise auf das Heimkommen oder nach getaner Arbeit auf den Feierabend freuen dürfen, so kann uns die Aussicht auf die himmlische Vollendung, die an Maria schon offenbar wird, Trost und Hoffnung spenden:
„Lass auch uns nach aller Mühsal dieser Zeit zu Dir in die ewige Heimat gelangen“, so können wir zu Gott beten, wie es im Schlussgebet der Vorabendmesse zum Fest Mariä Himmelfahrt heißt.
Ihr Konrad Glosemeyer SJ, Hamburg

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