Toleranz!?

Toleranz!?

Toleranz!?

# geistliche Impulse/Extrablatt MH

Toleranz!?

Sind Sie tolerant?

Antworten Sie bitte nicht sofort. Man müsste – richtiger: es ist sinnvoll, zunächst einmal zu sehen, was man unter Toleranz versteht.

Toleranz kommt vom Lateinischen tolerare, zu Deutsch „ertragen“. Was einem bekannt, vertraut und lieb ist, braucht man nicht zu ertragen. Was fremd ist, was gegen die eigene Vorstellung und Empfindung geht, das muss man vielleicht ertragen.

Ein Ausspruch des französischen Philosophen Voltaire ist berühmt geworden; sinngemäß: Ich werde dafür kämpfen, dass Sie sagen dürfen, was Sie sagen wollen; auch wenn ich diesen Inhalt ablehne.

Ob man es heute noch so sagen kann, ist eine Frage. Nach Erfahrungen mit dem Dritten Reich und anderen Diktaturen wissen wir, dass eine geschickte Propaganda alles Mögliche als Wahrheit verbreiten und damit rechtfertigen kann (u. a. Kriege).

Es gibt einen alten Rat, in der Sache zu widersprechen, ohne dabei die Person anzugreifen. Tja, aber das ist nicht immer so einfach. Man müsste in der Sache sehr gut informiert sein.

Eventuell hat man es mit einem Menschen zu tun, der rhetorisch geschult ist. Wenn man den Eindruck hat, dass nicht ehrlich oder mit vielen Tricks argumentiert wird, kann man sich höflich verabschieden.

Kein Krieg! gilt international, aber auch im eigenen Umfeld. Mit Familienmitgliedern oder Nachbarn betreffen uns Spannungen  unmittelbarer. Es kommt wohl vor, dass Fremde eine andere Vorstellung von Ordnung und Sauberkeit haben. Das belästigt Sie vielleicht.

Im Moment nur als Gedankenspiel: Wie könnten Sie mit diesen Nachbarn umgehen? Wie könnten Sie ihnen deutlich machen, dass Sie sie nicht als Personen ablehnen. Es geht um ein bestimmtes Verhalten. Geduld und Verständnis werden Sie dabei allerdings brauchen.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären Gott, wollten aber im Moment keine Wunder wirken. Sie sehen wie Ihre Kinder im Streit miteinander leben. Was würden Sie denken und empfinden?

Ich möchte Ihnen noch eine Geschichte erzählen. Eine Frau wollte unbedingt Kinder haben. Da es nicht gelang, änderte sie alles: den Wohnort, den Partner, die Ärzte – ohne Erfolg. Sie hörte von einem Weisen, dem große Macht nachgesagt wurde. Von diesem musste sie sich sagen lassen, dass auch er die Natur nicht ändern könne. Aber, sagte er: „Ich kann Dir helfen, einen anderen Traum zu suchen“.

Auf der Suche nach Verstehen zwischen Menschen wünsche ich Ihnen Freude und Geduld!

Ihr P. Heinz-Walter Hammes SJ, Berlin


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