
29/06/2025 0 Kommentare
Tunnel der Freundschaft
Tunnel der Freundschaft
# geistliche Impulse/Extrablatt MH

Tunnel der Freundschaft
Die Welt scheint aus den Fugen zu geraten. Mit dem Angriff der USA auf den Iran haben die Konflikte im Nahen Osten eine neue Dimension angenommen. Am selben Tag wurden in Damaskus durch ein Selbstmordattentat eines Islamisten orthodoxe Christen in ihrer Kirche ermordet. Auch die bereits seit langer Zeit andauernden Konflikte unserer Welt in der Ukraine, in Myanmar, im Südsudan, in Mosambik, im Kongo, in Haiti etc. nehmen kein Ende.
Bei alldem ist es wichtig, im Blick zu behalten, dass ein friedliches Miteinander der Religionen und Kulturen möglich ist. Positive Beispiele sind in den Medien selten präsent – doch sind sie wichtig, um Hoffnung zu bewahren.
Ein solch positives Beispiel konnte ich bei einem Projektbesuch in Indonesien entdecken, dem Land mit den meisten Muslimen weltweit und in welchem viele weitere Religionen präsent sind: Buddhismus, Hinduismus und verschiedene christliche Konfessionen.
Die größte Moschee Indonesiens befindet sich in der Hauptstadt Jakarta direkt neben der katholischen Kathedrale. Die Beziehungen zwischen den Katholiken und den Muslimen sind exzellent. Da zwischen der Kathedrale und der Moschee eine stark befahrene Straße verläuft, finanzierte die indonesische Regierung einen Tunnel zwischen den beiden Gotteshäusern. Dieser Tunnel trägt den Namen „Tunnel der Freundschaft“.
Papst Franziskus besuchte im September 2024 den Tunnel. Er sagte: „Wir alle müssen Seite an Seite gehen, um Boten des Friedens und der Gerechtigkeit zu werden, indem wir unsere Unterschiede und die Identität eines jeden akzeptieren.“
Zeichen des guten Miteinanders: Der Imam, der seit einigen Monaten auch Minister für Religionsangelegenheiten ist, lädt den Bischof jedes Jahr zu sich nach Hause zum Fest des Fastenbrechens ein. Beim Besuch der Moschee durfte ich ebenso eine wertschätzende Offenheit wahrnehmen.
In Gesprächen mit Christen und Muslimen habe ich eine Haltung des gegenseitigen Respekts erlebt, die tief verwurzelt ist in einem gemeinsamen Werteverständnis. Die Menschen begegnen sich auf Augenhöhe und es entsteht Vertrauen, welches das Fundament für Frieden ist.
Ein gesegnetes Wochenende wünscht Ihnen
Ihr Christian Braunigger SJ, Nürnberg

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