08/03/2025 0 Kommentare
Mit Jesus nach Jerusalem
Mit Jesus nach Jerusalem
# geistliche Impulse/Extrablatt MH

Mit Jesus nach Jerusalem
Vor wenigen Tagen haben wir die Fastenzeit begonnen. Damit richten wir unsere Augen auf Jerusalem, denn Jesus ist mit seinen Jüngern auf dem Weg dorthin. Er spricht oft davon, dass man ihn verurteilen, dass er dort leiden und sterben werde. Können wir ihn in den nächsten Wochen im Geist dorthin begleiten?
Mich bewegt, dass Jesus offenbar gar keine Angst hat, dass er mutig und mit großer Sicherheit voranschreitet, die Seinen mitnimmt und sie auf das Kommende vorbereitet. Es geht ja in Jerusalem um die große Grundfrage: Wird ihn sein Volk annehmen oder nicht? Werden die Theologen und die Anführer seines Volkes ihn und seine Botschaft, die Botschaft vom Reich des Vaters, annehmen?
Ich staune vor allem über seine Souveränität. Diese hatte sich ja zu Anfang seiner öffentlichen Tätigkeit bei der Bergpredigt gezeigt. Kühn hatte er gesagt: „Mose hat euch gesagt, ich aber sage euch“. Er stellt sich über Mose. Die Souveränität, mit der Jesus durch sein öffentliches Leben geht, bewegt.
Und nun komme ich auf den Punkt, auf den ich Sie besonders hinweisen will: Am Abend vor seinem Leiden begegnen wir Jesus im Ölgarten plötzlich als einem sehr anderen, als einem Jesus, der zittert, der Angst hat vor der Tortur. Kreuzigung durch die Römer war ihm bekannt.
Ich erlaube mir die Vorstellung, dass Jesus gerungen hat mit der Versuchung, in die Nacht hinein zu fliehen. Vielleicht haben wir uns zu sehr an die Formulierung „Blut schwitzen“ gewöhnt. Ich erlaube mir die Vorstellung, Jesus hat mit dem Gedanken gerungen, zu fliehen. Er hat sich schließlich durchgerungen zu den Worten „Nicht mein Wille geschehe, sondern der Deine“. Und noch einen Gedanken erlaube ich mir: „Ein Engel kam und tröstete ihn.“ Ich glaube: Der Engel war seine Mutter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gottesmutter ihren Sohn vorher aus dem Auge verloren hat. Sie hatte ihn wohl in der Ferne verfolgt, wie er mit seinen Jüngern in den Garten ging.
Für mich ist Jesus besonders dort bewegend und zu bewundern, wo er nicht mehr stark, sondern – ähnlich wie wir – vor Angst am Boden lag. Er kann unsere Angst gut verstehen. Gehen wir mit ihm nach Jerusalem.
Ihr Eberhard von Gemmingen SJ, München

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